Warum sollte man heute im Garten noch Hühner halten - vor allem, wenn der Garten eigentlich für schöne Pflanzen und Gestaltungsideen reserviert ist? Ein gute Frage.
Angesichts der Berichterstattung in anderen Medien, dass dieses Thema wieder "in" ist, habe ich mich einmal im Bücherregal in unserem Verlag (Ulmer) umgesehen und eine Reihe von Büchern gefunden. Bis auf ein "Trendbuch" brachten alle anderen das Thema Hühnerhaltung eher fachlich-solide "rüber". In diesem Augenblick war ich schon wieder vom Gedanken abgekommen, darüber in der "Gartenpraxis" berichten zu lassen. Doch angesichts neuer Lebensmittelskandale und der Aussicht auf eigene, unbelastete Eier habe ich dann doch einen der Verlagsautoren kontaktiert.
In ersten Gespräch versuchte ich Wilhelm Bauer die Situation zu schildern: Ja, ein Bericht über Hühnerhaltung für Einsteiger. Aber bitte beachten, dass die Leser den Garten wegen der Pflanzen haben, und dass das trotz eventuell dann aufkommender Hühner-Lust auch zukünftig nicht anders sein wird, usw.
Herr Bauer meinte, dass das gar kein Problem sein würde. Im Gegenteil: Es gebe (asiatische) Ziergärten, die erst durch Hühner richtig zum Leben erweckt werden. Davon hatte ich noch nie gehört. Aber in der Tat: Die Hühner, die ich im Jardin Agapanthe (siehe Gartenpraxis-Artikel in der Mai-Ausgabe), im letzten Jahr gesehen hatten, waren tatsächlich eine Bereicherung. Und Schäden konnte ich damals nicht feststellen... Also ein Artikel für die "Gartenpraxis" über Hühnerhaltung.
Als ich dann das Manuskript im März füür die Mai-Ausgabe bearbeitete, wuchs meine Neugierde. Ich deckte mich parallel mit Literatur ein und recherchierte im Internet. Wilhelm Bauer schlug "Ziergarten-kompatible" Hühner-Rassen vor, und einige schienen tatsächlich Eigenschaften zu besitzen, die mit Pflanzengärten nicht im Widerspruch standen. Die "Gartenpraxis" hat bekanntlich immer den Anspruch, alles abzubilden, was im Text beschrieben wird. Daher setzte ich mich mit einigen Züchtern von Hühnerrassen, von denen Wilhelm Bauer anfänglich keine Bilder mitgeschickt hatte, in Verbindung, um ergänzende Fotos zu erhalten.
Mit Christian Zenker, der Federfüßige Zwerghühner züchtet, begann ein intensiver Austausch. Er bestätigte die Aussagen von Wilhelm Bauer zur Friedfertigkeit der Rasse.
Und plötzlich begann ich zu Grübeln: Vielleicht sollte man es selber einmal mit Hühnern probieren. Eigene Eier waren nicht die schlechteste Aussicht. Und unsere Kinder hat auch schon das ein oder andere Mal nach Haustieren gefragt...
Bei weiteren Recherchen stieß ich auf einen Anbieter (Omlet) neumodischer Hühnerställe, deren Produkte besonders für heutige Hausgärten geeignet sein sollen. Die Plastik-Ställe waren zwar alles andere als billig, aber schienen durchaus durchdacht - insbesondere was die Reinigung betrifft. Kunsstoff ist in der heutigen (hochwertigen) Gartengestaltung zwar verpönt, aber in diesem Fall schien mir das Material durchaus gerechtfertigt... Vielleicht lässt sich meine Einstellung auch damit erklären, dass typische Hühnerställe aus meiner Sicht eher zu ländlichen Bauergärten passen, nicht jedoch zu modernen Häusern.
Also gut, wenn schon etwas probieren, dann richtig: Hühner und moderner Plastikstall.